Wasserversorgung als Herausforderung
Das bevorzugte, weil meist in großer Menge und vergleichsweise rasch verfügbare Löschmittel der Feuerwehr ist Wasser. Doch nicht nur während Vegetationsbränden in trockener Umgebung stellt der Transport dieses Löschmittels die Kameradinnen und Kameraden vor Herausforderungen, auch bei etwas abseits einer ausgebauten Infrastruktur gelegenen Gebäuden kann sich die Wasserversorgung bisweilen als Problem erweisen; – denn die Reichweite des auf einem Löschfahrzeug verladenen Schlauchmaterials ist begrenzt.
Alarmpläne bieten in einem solchen Fall die Möglichkeit, vorab festzulegen, wie die vorhandenen Mittel umliegender Feuerwehreinheiten genutzt werden können, um bis zur potentiellen Einsatzstelle die Wasserversorgung aufzubauen und zuverlässig zu betreiben. Was auf dem Reißbrett gut klingt, bedarf indes einer praktischen Erprobung, um Schwachstellen zu eruieren und die beteiligten Einsatzkräfte mit dem geplanten Ablauf vertraut zu machen. Mit dieser Zielsetzung fand am Abend des 03. November in Pleitersheim eine realitätsnahe Einsatzübung unter Beteiligung mehrerer Wehren statt. Das Zielobjekt: Die landwirtschaftliche Lagerhalle der Familie Heilemann.
In Ortsrandlage errichtet findet sich im Umfeld der Lagerhalle keine Möglichkeit einer Wasserentnahme, um die leistungsstarken Pumpen der Löschfahrzeuge zu versorgen. Die einzig praktikablen Optionen stellen ein Brunnen in 280 Metern sowie in genau entgegengesetzter Richtung ein Unterflurhydrant an der Pleitersheimer Hauptstraße in 300 Metern Entfernung dar. Unter diesen Bedingungen die Wasserversorgung bei geringem Zeitverlust bis zur Lagerhalle aufzubauen setzt eine effektive wie gute Zusammenarbeit aller beteiligten Einheiten voraus.
An der Übung unter organisatorischer Leitung von Florian Klamt und kritisch beobachtet durch Wehrleiter Bernd Vogel sowie VG-Bürgermeister Marc Ullrich beteiligten sich die Wehren aus Pleitersheim, Pfaffen-Schwabenheim, Biebelsheim und Volxheim. Unterstützt wurden sie von der Führungsstaffel der Verbandsgemeinde Bad Kreuznach und dem Deutschen Roten Kreuz; – in Summe rund 45 Einsatzkräfte. Die Alarmierung zum Übungsbeginn erfolgte gegen 19.15 Uhr. In gestaffelten Zeitfenstern, zur Berücksichtigung der unterschiedlichen Anfahrtswege, rückten die Einheiten vom Bereitschaftsraum am Pleitersheimer Gerätehaus zur Einsatzstelle ab.
Vor Ort erwartete die Feuerwehrleute und Sanitätskräfte ein fiktiver Brand in der landwirtschaftlichen Lagerhalle. Eine verletzte Person befand sich außerhalb des Gebäudes, zwei weitere Personen wurden darin vermisst. Ergänzend zur Problematik der Wasserversorgung kam in mondloser Nacht starke Dunkelheit hinzu. Einzig die Witterung verhielt sich günstig, so blieb Regen aus und die zum Teil ungeteerten und nur geschotterten Zufahrtswege waren gut befahrbar.
Während mittels Schlauchwagen die Wasserversorgungsleitung ausgelegt wurde, bereiteten weitere Feuerwehrleute die Menschenrettung unter Atemschutz vor. Parallel nahmen sich Sanitätskräfte nach einer Erstversorgung durch die Feuerwehr der außerhalb des Gebäudes angetroffenen Verletzten an. Atemschutzgeräteträger drangen schließlich, sorgfältig überwacht, in die Lagerhalle ein, durchsuchten diese und retteten die vermissten Personen, die zur weiteren medizinischen Versorgung in Sicherheit gebracht wurden.
Rund fünfzig Minuten dauerte die Einsatzübung, dann waren die primären Ziele erreicht: Die Wasserversorgung stand, der Außenangriff zur Bekämpfung des Feuers hatte begonnen und die Menschenrettung war abgeschlossen. Der im Vorfeld erarbeitete Einsatzplan bewährte sich, wenngleich die Übung verschiedene Schwächen wie etwa das Fehlen einer zweiten Angriffsseite offenbarte; – doch darum geht es letztlich bei der Praxis. Im Detail zeigte sich darüber hinaus, dass auch einsatztaktisch noch Verbesserungsbedarf besteht. Übungen in einem solchen Maßstab, die sich insbesondere an das koordinierte Wirken der Führungskräfte richten, sind mit einigem Aufwand in der Vorbereitung verbunden, weshalb sie vergleichsweise selten stattfinden.
Im Anschluss an das Übungsende und nach schweißtreibendem Abbau wurden den Kameradinnen und Kameraden Verpflegung und Getränke angeboten; – bei heißen Würstchen im Brötchen und warmem Traubensaft diskutiert es sich hervorragend. Ein besonderer Dank geht die Familie Heilemann für die Bereitstellung der Lagerhalle als Übungsobjekt sowie an die zahlreichen Helferinnen und Helfer in der Durchführung, von der Verletztendarstellung über die Vorbereitung der Verpflegung bis hin zur Übungsbeobachtung und -auswertung.